Jugendweihe bedeutet schicke Kleider und rauschende Feste mit Reden über Verantwortung und Erwachsenwerden. Doch hinter den Kulissen dieser Glitzerwelt herrscht ein harter Kampf um die Teilnehmer. Und der wird sich in Stralsund, Grimmen und Umgebung weiter verschärfen, denn mittlerweile gibt es gleich zwei konkurrierende Veranstalter in der Region. Vor einigen Wochen hat sich der Verein „Jugendweihe Vorpommern-Rügen“ gegründet, der mit besonders regional ausgerichteten Feiern punkten will. Er tritt in Konkurrenz mit dem etablierten Regionalbüro des Vereins „Jugendweihe Mecklenburg-Vorpommern“.

Das Gesicht des neuen Vereins ist Michaela Block, die damit ihrem alten Arbeitgeber das Feld streitig macht. Die 38-Jährige hatte ein Jahr lang die Zeremonien für die „Jugendweihe Mecklenburg-Vorpommern“ in der Hansestadt organisiert. Doch im Frühjahr kam es zum Bruch mit der Geschäftsleitung. „Ich stieß mit meinen Ideen ständig auf Gegenwehr. Ich konnte den Satz – ’Das machen wir seit 26 Jahren so’ – nicht mehr hören“, sagt Michaela Block heute. Zudem sei der interne Druck groß gewesen. „Wir hatten Zielvorgaben, mit wie vielen Jugendlichen wir Verträge abschließen sollten. Am besten mit allen“, erinnert sich die Frau. Der Druck sei auch einer der Gründe für die völlig aus dem Ruder gelaufene Jugendweihe-Feier im Mai 2016 im Stralsunder Theater gewesen. Damals waren offenbar – noch von Blocks Vorgänger – mehr Tickets herausgegeben worden, als es Plätze gab, so dass etliche Gäste die Zeremonie auf dem Gang und in den Türen verfolgen mussten.
Die 15 Mitglieder des neuen Vereins „Jugendweihe Vorpommern-Rügen“, darunter Schüler, Eltern und Unternehmer, haben sich nun das Ziel gesetzt, vieles besser zu machen. „Wir wollen die Jugendweihe wieder zu einer würdigen und ereignisreichen Veranstaltung machen und keine Feier nach Schema F“, sagt der Vereinsvorsitzende Ulrich Brauer (61). Der persönliche Kontakt zu den Jugendlichen stehe stets im Vordergrund. Zu den Neuheiten zählt eine Messe, bei der sich alle Partner vorstellen und erklären, welche Kurse die jungen Menschen bei der offenen Jugendarbeit in den Monaten vor der eigentlichen Feier belegen können. Die Festredner sollen aus der regionalen Wirtschaft und Politik kommen. Alle Verträge werden im Internet veröffentlicht, können von dort runtergeladen und unterschrieben mit der Post verschickt werden.

Bleibt die Frage, ob Stralsund und Umgebung genug Potenzial für zwei Vereine hergeben. „Klar stehen wir in Konkurrenz zueinander, doch wir hoffen, am Ende die Nase vorn zu haben“, sagt Michaela Block. Zu ihrem ehemaligen Arbeitgeber gebe es zwar keinen Kontakt, doch es deuten sich bereits Probleme zwischen den beiden Vereinen an, etwa bei Raumbelegungen für die Feste. Der Vorteil der neuen Gruppe sei jedoch, dass es keinen finanziellen Druck gebe. Alle Mitglieder arbeiten unentgeltlich. Einen Preiskampf solle es dennoch nicht geben, da liege man auf dem gleichen Niveau wie die Konkurrenz.
Gern würde man auch auch die Meinung der „Jugendweihe MV“ zu der neuen Situation in Stralsund erfahren. Geschäftsführerin Martina Zoyke teilte der OZ jedoch schriftlich mit, dass sie die gestellten Fragen nicht beantworten wird.

Infoveranstaltungen des neuen Vereins „Jugendweihe Vorpommern-Rügen“ finden am 6. und 13. September jeweils um 18 Uhr im Stralsunder Ozeaneum statt. In Grimmen gibt es Infoabende im Kulturhaus „Treffpunkt Europas“ am 5. und 11. September, ebenfalls um 18 Uhr.
Die „Jugendweihe Mecklenburg-Vorpommern“ bietet Infoabende am 7. und 12. September um 18 Uhr im Kulturhaus „Treffpunkt Europas“ in Grimmen und am 14. September um 18 Uhr im Hotel des Hansedoms in Stralsund an.

Alexander Müller
Jugendweihe Kleider Lang – Jugendweihe Kleider Lang