Mein Haus, mein Auto, mein Boot – der Satz aus einem Werbesport der Sparkasse aus den neunziger Jahren ist im Gedächtnis geblieben. Wer sich das 30 Sekunden dauernde Filmchen heute ansieht, dem erscheint das Ganze allerdings sehr altbacken. Nicht nur wegen der Anzüge der beiden perlweißgrinsenden Geschäftsmänner. Auch der Wettstreit, den da zwei alte Bekannte darum austragen, wer seit der Schule die beeindruckenderen Statussymbole angehäuft hat, mutet an wie ein verstaubtes Männlichkeitsritual.
Andreas Nefzger
Redakteur im Ressort „Deutschland und die Welt“.
Mein Haus, mein Auto, mein Boot – das interessiert vor allem die Jüngeren immer weniger. Konsumieren wollen sie nach wie vor, aber der Wunsch, die dazu nötigen Dinge auch ihr Eigen zu nennen, schwindet. Laut einer Studie für das Bundesumweltministerium von 2010 ist knapp ein Drittel der Verbraucher aufgeschlossen gegenüber Formen des Konsums ohne Eigentum. Viel genanntes Beispiel, warum dieser vernünftig sein kann, ist die Bohrmaschine: Im Schnitt läuft sie 13 Minuten, bevor sie irgendwann auf dem Müll landet – und verbringt die übrige Zeit in der Rumpelkammer. Also wird geteilt, getauscht, gemietet. Der Markplatz dafür ist das Internet: Es bringt Eigentümer und Nutzer zusammen. Das funktioniert in New York City ebenso wie in Frankfurt am Main.
Der Klassiker des neuen Teilgeschäfts ist das Auto: Mehr als 450000 Fahrer haben sich 2012 hinter das Steuer von Carsharing-Autos gesetzt. Aber das Prinzip funktioniert mit so ziemlich allem. Auf den Online-Plattformen Media leihdirwas.de und whyown.it finden sich Arbeitshandschuhe neben Videokameras, DVDs der neuesten Fernsehserien, Goethes Faust oder Spiele wie „Mensch ärgere dich nicht“.
Die Netzwerke funktionieren ähnlich: Wer sich anmeldet, kann Dinge von anderen Nutzern ausleihen oder selbst seinen Privatbesitz anbieten. Dass dabei niemand geprellt wird, dafür soll ein Bewertungssystem sorgen – die digitale Form sozialer Kontrolle. Es gibt nicht nur die Möglichkeit, nach gewünschten Artikeln zu suchen, auch lassen sich die anderen Nutzer samt ihrem mietbarem Hausrat auf einer Karte anzeigen. So lässt sich bequem im Bücher- oder Filmregal des Nachbarn stöbern – sofern es einen Nachbarn gibt. Angebot und Beteiligung sind bisweilen noch recht überschaubar. Ein Frankfurter, der sich bei Media eine Bohrmaschine leihen möchte, muss dafür bis nach Offenbach fahren – bekommt sie dafür aber für 5 Euro am Tag. Bei leihdirwas.de kostet das nächstgelegene Gerät nur 3 Euro am Tag, steht aber in Mannheim.
Größer ist die Wahrscheinlichkeit, gesuchte Artikel tatsächlich in der Nähe zu finden, bei Media dem nach eigenen Angaben weltweit größten Online-Marktplatz für Mietartikel. Rund 10500 Vermieter vertreiben dort mehr als 1,2 Millionen Artikel: Stromgeneratoren, Sportwagen, Wohnmobile und sogar Stripper. Auch aus Frankfurt gibt es in der Regel mehrere direkte Angebote, deren Preise auf einen Blick miteinander verglichen werden können. Ein Bewertungssystem für die Anbieter gibt es nicht, die Preise sind deutlich höher als auf Seiten wie Media
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